„Apollo13“ – oder drei Männer, ein fensterloser Polo CL und eine Dezembernacht

Essen war für mich früher besonders.
Meine ersten eigenen Schritte in die Welt gingen mit dem Zug nach Essen, um dort den Weihnachtsmarkt oder die MotorShow zu erkunden. Oder die TechnoClassica 1993. 
Auch eine der ersten Fahrten in meinem ersten Auto ist in Erinnerung geblieben. Im Dezember 1995 fuhr ich mit meinem damals besten Freund und einem Schulfreund von ihm zum Cinemaxx in Essen. Es war damals das einzige Multiplex weit und breit. Dafür fuhr man 30km in eine andere Stadt. Wir zwängten uns also zu dritt in meinen marsroten Polo „CL“, denn dieser hatte die schicken Schachbrettpolster, wie sie sonst damals nur Porsche hatten, und 50 Ps.
im Kino sahen wir „Apollo 13“, mit Tom Hanks. Die Story: Zu Dritt in einer engen Apollokapsel umrunden sie den Mond. Just auf der Rückseite des Mondes fällt die Energieversorgung aus und in der Kapsel wird es sehr, sehr kalt. Als echte Helden schaffen sie es aber natürlich. 
Nach dem Kinovergnügen huschten wir durch die kalte Dezembernacht auf die andere Straßenseite, zum Ikea-Parkplatz, wo wir feststellen musste, dass ein Schlaumeier die Beifahrerscheibe eingeschlagen hatte. Natürlich ohne etwas zu stehlen. Er hatte das „Gamma“-Kassettenradio verschmäht!
Also auf zur nächsten Wache, gegenüber vom Messehaupteingang, und die Anzeige aufgegeben. An einer elektrischen Schreibmaschine.
Im Anschluss ging es bei fünf Grad Minus über die Landstrasse zurück nach Wtal. Was wir zuvor als cineastisches Abenteuer erlebt hatten, durchlebten wir nun hautnah, am eigenen Leib: Drei Männer, eingezwängt bei Eiseskälte, in einer engen Blechdose.

(c) Nils Berger

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